Philipp Trommlers Blog

FOSDEM 2024: Ein Rückblick

Letztes Wochenende war ich für die FOSDEM in Brüssel. Es war wie immer wirklich schön, da zu sein, und ich bereue nicht einmal, dass ich acht Stunden länger gefahren bin, als ich tatsächlich auf der Messe war.

Veröffentlicht am (zuletzt geändert am ) von Philipp Trommler. Dieser Beitrag wurde außerdem übersetzt nach: da, en.

Das Seltsame ist, dass ich nicht einmal genau sagen kann, warum ich eigentlich immer wieder da bin. Ich sehe, lerne und höre nur selten etwas wirklich Neues auf der FOSDEM, da ich für gewöhnlich recht up-to-date bin in der Open-Source-Welt1. Und ich könnte mir genauso gut einfach die Livestreams oder Aufnahmen der Vorträge angucken2.

Ich glaube, dass ich inzwischen mehr von dem reinen Wunsch, einfach da zu sein, angetrieben werde. Die anderen zu sehen; das Gefühl, nicht der einzige zu sein, dem das Ganze etwas bedeutet; die Community öffentlich zu vertreten; all den Namen ein Gesicht zu geben; "das Gnu zu riechen".

Das heißt aber nicht, dass die Vorträge schlecht gewesen wären. Ich habe meinen Samstagnachmittag im "Debuggers and analysis tools devroom" und den Sonntagvormittag im "Open Hardware and CAD/CAM devroom" verbracht. Beide waren sehr gut3 organisiert und hatten einige hervorragende Vorträge. Ich musste jedoch in beiden Räumen die besorgniserregende Beobachtung machen, dass die Menschen, die sich für solche Themen interessieren, einfach mit mir altern und nur wenige junge Leute dort anzutreffen waren.

Vielleicht täuscht dieser Eindruck, aber falls nicht, sollten wir daran arbeiten, dass die Grundlagen wieder attraktiver werden. Denn egal wie serverless ein Workflow auch seien mag, jemand muss an den low-level Dingen arbeiten, die ihn ermöglichen. Und diese Idee berührt ein weiteres Thema, über das ich in den letzten Tagen vermehrt nachgedacht habe: Ich interessiere mich gar nicht mehr so sehr für die einfachen "Open Source Dieses" und "Open Source Jenes" Vorträge. Free Software funktioniert für mich persönlich einfach und es gibt darin keine grundlegenden technischen Probleme mehr zu lösen. Die Themen, die ich jetzt für weit wichtiger erachte, sind Open (und Free!) Hardware und (Luft anhalten) Communities und Politik. Die vielleicht wichtigsten Vorträge und Devrooms diesen Jahres beschäftigten sich mit CRA und PLD, also mit EU-Politik.

Zurück zu den "normalen" Vorträgen möchte ich Joey Castillo besonders hervorheben, der meiner Meinung nach dieses Jahr mit "Comprehensible Open Hardware: Building the Open Book" den besten Vortrag gehalten hat. Auch hier nicht viel Neues für mich, aber sehr gut gemacht und ermutigend.

Ansonsten bin ich von Vortrag zu Vortrag gewandert und hatte beispielsweise das Glück einen Platz in "So you think you know Git" von Scott Chacon4 zu ergattern. Während des Vortrags war der gesamte "La Fontaine" vollständig belegt und Leute wurden herausgeschmissen. Also ja, es war immer noch genauso voll wie in den Jahren zuvor.

Wie jedes Jahr war ich über den Zustand der Gebäude der ULB, insbesondere U und AW, schockiert5. Löcher in den Wänden, Toiletten ohne Licht (oder Fenster!), überall Schmutz und Ekel. Es fasziniert mich, wie viel Geld für die vielen Gebäude der verschiedenen EU-Institutionen zur Verfügung steht und wie wenig für Bildungseinrichtungen6. Man könnte darüber streiten, ob das vielleicht genau so gewollt ist.

Also, was nehme ich von dem Ganzen mit? Zuallererst jede Menge interessanter Vorträge, die es nachzuholen gilt. Zweitens mit der Vorfreude auf die nächste FOSDEM, den 25. Geburtstag! Und zu guter letzt mit dem Gefühl, dass — zumindest bei Soft- und Hardware — nicht alles Mist ist und es tatsächlich Menschen gibt, die sich kümmern.

  1. zumindest in dem Teil, der mich interessiert
  2. Denn das, seien wir mal ehrlich, muss man sowieso mit 80% der Dinge, die einen interessieren, machen, da es einfach unmöglich ist, alles vor Ort zu erleben.
  3. man könnte schon sagen professionell
  4. der außerdem zu einer After-Show-Party im Waff eingeladen hat, um seinen neuen Git-Client zu bewerben
  5. also erneut?!
  6. oder eine schönere Stadt im Allgemeinen

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